Regionalklasse
Die Regionalklasse wird als ein Risikomerkmal herangezogen, um eine angemessene Versicherungsprämie zu berechnen. Sie nimmt Einfluss auf die Kfz-Haftpflichtversicherung und beide Varianten der Kaskoversicherung. Dabei existieren im Jahr 2015
- 12 Regionalklassen für die Kfz-Haftpflichtversicherung,
- 16 Regionalklassen für die Kfz-Teilkaskoversicherung und
- 9 Regionalklassen für die Kfz-Vollkaskoversicherung.
Der Hauptwohnsitz des Fahrzeughalters bestimmt die Regionalklasse seines Wagens, früher einmal war es das amtliche Kennzeichen. Der GdV (Gesamtverband der Versicherungswirtschaft) legt für die Regionalklassen Indexwerte fest, die eine gewisse Preisspanne zulassen. Jede Versicherungsgesellschaft kann innerhalb dieser Preisspanne beziehungsweise Indexgrenze die Regionalklasse bepreisen, sodass es möglich ist, für ein und dasselbe Fahrzeug in derselben Region unterschiedliche Tarife von verschiedenen Anbietern zu erhalten. Allerdings ist das für den Kunden nur schwierig nachzuvollziehen, weil auch andere Faktoren wie das Alter des Fahrers, die Dauer seines Führerscheinbesitzes und die jährliche Laufleistung unterschiedlich ausgepreist werden. Es ist lediglich durch einen genauen Blick in die Police feststellbar, wie teuer ein Versicherer genau die Regionalklasse bewertet. Außerdem weichen die Versicherer in der Regionalklassenzuordnung teilweise voneinander ab (nur selten). Manche Versicherer nennen als niedrigste Regionalklasse die R0, andere die R1, jedoch ähneln sich die Tarife. Eine niedrige Regionalklasse macht den Versicherungstarif prinzipiell günstiger. Kunden können ihre Police zum Ende des laufenden Vertragsjahres kündigen, wenn der Versicherer die Regionalklasse (und auch die Typklasse) erhöht und dadurch die Versicherung teurer wird. Die entsprechenden Indexwerte, die sich aus der Schadenhäufigkeit einer Region ergeben, ermittelt einmal jährlich ein Treuhänder im Auftrag des GdV. Dieser gibt auch im Herbst die Regionalstatistik heraus. Sie umfasst in Deutschland insgesamt 415 Zulassungsbezirke. Motorräder werden in der Haftpflicht- und Teilkaskoversicherung seit 2002 in Regionalklassen eingeordnet. Die jeweilige Statistik errechnet sich aus
- dem Fahrverhalten aller Autofahrer,
- der Schadenhäufigkeit in Relation zu den Zulassungszahlen und
- die durchschnittliche Schadenhöhe
Unfallschwerpunkte führen im jeweiligen Bezirk zu einem überdurchschnittlich hohen Schadenaufkommen. Für die Kaskoversicherung spielen außerdem Wetterschäden, Diebstähle und Wildunfälle eine große Rolle. In der Tendenz weisen ländliche Bereiche mit hohem Durchgangsverkehr und Städte eine höhere Regionalklasse als Landkreise mit wenig Verkehr auf.
Typklasse
Auch die Typklasse errechnet sich als Indexwert aus der Schadenhäufigkeit und -höhe, jedoch bezogen auf einen Fahrzeugtypen. Sie betrifft wiederum gleichermaßen die Haftpflicht-, Teil- und Vollkaskoversicherung. Es gibt
- 16 Typklassen für die Haftpflichtversicherung (von 10 bis 25),
- 24 Typklassen für die Teilkaskoversicherung (von 10 bis 33) und
- 25 Typklassen für die Vollkaskoversicherung (von 10 bis 34).
Auch hier ermittelt der Treuhänder nach den Schäden des Vorjahres den Indexwert. Dieser Indexwert zeigt die Relation der Schäden eines bestimmten Typs – etwa der VW Polo (zuzüglich Baujahr, Motorisierung und Ausstattung) – zu den Schäden aller Fahrzeuge auf. Dabei ist es nicht automatisch so, dass höher motorisierte, sehr sportliche Fahrzeuge eine hohe Typklasse aufweisen und damit kostspielig versichert werden müssen. Es gibt unspektakuläre Fahrzeuge wie den Nissan Juke 1.6, die auf einmal in eine hohe, teure Typklasse eingestuft werden (so geschehen bei diesem Modell im Jahr 2013). Das liegt manchmal an einer bestimmten Gruppe von Fahrern, die sich für dieses Fahrzeug interessieren, weil es preiswert ist und auch als älterer Gebrauchtwagen noch geeignet ist. Diese Gruppe könnten junge Männer sein, die einen rasanten Fahrstil pflegen und damit häufiger Unfälle verursachen. Manchmal sind auch unspektakuläre Typen besonders häufig von Diebstählen betroffen, bis zu Beginn der 2000er-Jahre waren das etwa ältere Opel-Modelle. Die Typklassen müssen die Versicherungsgesellschaften nicht genau nach Indexwert anwenden, sie machen es aber meistens. Wie eine hohe Regionalklasse macht auch die hohe Typklasse die Police teurer, ebenso können Versicherungsnehmer die Police bei einer Beitragserhöhung aufgrund der Typklassenänderung kündigen (§ 40 VVG). Zu beachten ist in diesem Zusammenhang, dass bei einer gleichzeitigen Änderung von Regional- und Typklasse die außerordentliche Kündigung nur möglich ist, wenn sich der Beitrag dadurch insgesamt erhöht. Es gibt vorläufige und abgeleitete Typklassen für neue, seltene und importierte Fahrzeuge. Manche Typen kommen selten vor, immerhin sind es in Deutschland über 26.000 verschiedene Modelltypen. Auch innerhalb einer Fahrzeugklasse können Typklassen stark differieren.
Änderungen 2016 bei Regional- und Typklassen
Wie jedes Jahr wird es auch 2016 Änderungen bei den Regional- und Typklassen geben. Der Ansatz der Versicherer ändert sich beispielsweise bei den Regionalklassen dergestalt, dass die Postleitzahl wichtiger wird als die Zuordnung zu einem der 415 Regionalbezirke. Bei den Typklassen trifft es 2016 unter anderem den Mazda 3, den Mercedes C180 und den Range-Rover Sport 3.0TD: Diese Modelle werden in deutlich höhere Typklassen eingestuft und müssen teurer versichert werden. Fahrer können das durch den Wechsel zu einer günstigeren Versicherung umgehen. Beim Mazda 3 FLH 2.0 erhöht sich die Typklasse in der Haftpflicht nur um eine Stufe von 16 auf 17, bei der Vollkaskoversicherung sind es hingegen fünf Stufen von 20 auf 25. Die Preisänderung beträgt beim günstigsten Versicherer (DEVK) rund sieben Prozent für Haftpflicht und Vollkasko zusammen. Der Range Rover gelangt gar in die höchsten Stufen der Kaskoversicherung: Die Vollkasko steigt um zwei Stufen auf 34, die Teilkasko um fünf Stufen auf 33. Beim Mercedes C180 steigen Haftpflicht und Vollkasko deutlich an. Es gibt wie immer auch Gegenentwicklungen. Der Opel Mokka 1.6 wird ebenso günstiger versichert wie der Ford B-Max 1.0, der Nissan Qashqai 1.6 DCI und der Audi A3 Sportback 1.6 TDI. Zu beachten ist die genaue Modell- und Typbezeichnung: Ein Golf IV etwa wird je nach Baujahr und Motorisierung in höchst unterschiedliche Typklassen eingeordnet.
Regionalklassenentwicklungen
Bei den Regionalklassen machen die Versicherer zunehmend von ihrem Recht Gebrauch, die Indexwerte etwas freier zu interpretieren. Sie orientieren sich – wie oben erwähnt – eher an Postleitzahlen als an den 415 Zulassungsbezirken, weil deren Einteilung in einigen Regionen nicht mehr zeitgemäß erscheint. So gehören die Millionenstädte Berlin und Hamburg jeweils zu einem Zulassungsbezirk, doch in einzelnen Stadtbezirken dieser Metropolen gibt es ein sehr unterschiedliches Schadenaufkommen. Vandalismus an Autos beklagen zum Beispiel eher die Bewohner von Hochhaussiedlungen als diejenigen von Villenbezirken. Die Halter in den Innenstädten bauen mehr Unfälle (oder sind von Parkunfällen anderer Fahrer betroffen). Auf die Postleitzahleneinordnung umgeschwenkt sind unter anderem die Versicherer Allianz, Direct Line, AXA, Europa, Zurich und HUK-Coburg. Dennoch bleiben die Regionalklassen erhalten und lassen sich vielfach gut zum Vergleich heranziehen. Entsprechende Tools bietet der GdV an. Im Jahr 2016 werden wohl 20 Prozent aller deutschen Fahrzeuge in eine günstigere Haftpflicht-Regionalklasse eingestuft, etwa 15 Prozent werden im Gegenzug heraufgestuft. Die Region Prignitz in Brandenburg weist die beste Regionalklasse bei der Kfz-Haftpflicht auf, die Schadenhäufigkeit erreicht nur 69 Prozent vom Bundesdurchschnitt. Im Schlusslicht Berlin sind es 130 Prozent.